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Die Auswirkungen des Augsburger Religionsfriedens auf die Herrschaft Hohenaschau
Vortrag von Dr. Stefan Breit am 9. Oktober 2017.
Herr Dr. Stefan Breit, vielen Aschauern bekannt durch seine Arbeit an fünf Quellenbänden, konnte im Rahmen des Jubiläumsjahres zur Reformation dazu gewonnen werden, seinen zum Jubiläum des Augsburger Religionsfriedens von 1555 verfassten Aufsatz in Aschau vorzutragen. Pfarrerin Betina Heckner hatte die Tore des evangelischen Gemeindesaals Aschau für den Heimat- und Geschichtsverein geöffnet und Wolfgang Bude konnte etwa 30 Interessierte zum Vortrag begrüßen.
Die erste nachweisbare Verbindung mit den neuen konfessionellen Ideen erbrachte Helena von Münichau, die seit 1506 mit Onofrius von Preysing verheiratet war. Sie kam 1525 im heimatlichen Tirol mit den Täufern in Berührung, ließ sich die Erwachsenentaufe erteilen und unterstützte trotz ihres Widerrufs 1534 die Bewegung bis zu ihrem Tod.
Es ist anzunehmen, dass die Gesinnung der Herrschaftsinhaberin sich auch auf die Bevölkerung des Prientals und ihren Sohn Pankraz auswirkte, der in der Folge ein zutiefst überzeugter Anhänger der lutherischen Lehre geworden war und eine wichtige Rolle in den konfessionellen Auseinandersetzungen der Zeit in Bayern spielte.
Den Schwerpunkt seines Vortrags legte Herr Dr. Breit darauf, welche Auswirkungen die Gesinnung der Herrschaftsinhaber auf die örtliche Bevölkerung und auf die Glaubenspraxis im Priental hatte. Eine besonders aufschlussreiche Quelle dafür besteht im Visitationsbericht von 1558. Aus diesem ist ersichtlich, dass sowohl Pfarrer als auch Pfarrkinder der katholischen Lehre nicht mehr sicher waren. Viele Zitate aus dem Bericht zeigen, dass Geistliche und Laien einer Art „Patchworkglauben“, wie Dr. Breit es nannte, anhingen, das heißt, die Menschen holten sich aus katholischer und lutherischer Lehre was ihnen plausibel war oder woran sie festhalten wollten.
Nach 1558 vollzog der Herzog einen Kurswechsel in der bis dahin eher toleranten Religionspolitik und so verschlechterten sich die Verhältnisse für die Anhänger Luthers immer mehr. Pankraz von Freybergs Geschick ist bekannt, sein Sohn und Nachfolger Wilhelm von Freyberg, der wahrscheinlich die Einstellung seines Vaters teilte, agierte während seiner Herrschaft vorsichtig und so konnten weiterhin in seiner Herrschaft die lutherisch Gesinnten friedlich mit ihren katholischen Nachbarn zusammen leben. Nach dem Tod Wilhelms 1602 und dem Übergang der Herrschaft auf die katholischen Preysing 1608 waren die letzten Anhänger Luthers verschwunden, die Konfessionalisierung abgeschlossen und die Ansätze einer Pluralisierung zunichte gemacht.
Im Quellenband XIV „Kirchengeschichtliches“ von Rupert Wörndl ist im Anhang ein Auszug aus dem „Interrogatorum“, der Befragung anlässlich der Visitation von 1558 abgedruckt.