Schloss Hohenaschau
Laubensaal - neu entdeckt. Bericht zum Juni Stammtisch 2010.
Zu seinem Juni Stammtisch hatte der Heimat- und Geschichtsverein Herrn Dr. Johannes Erichsen eingeladen, der zum Thema "Kulturhistorische Bedeutung des Laubensaales" referierte. Die Veranstaltung fand in angemessenem Rahmen im Preyingsaal auf Schloss Hohenaschau statt, der dankenswerterweise kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde. Neben Herr Dr. Erichsen konnte Hans Rucker auch unseren Landrat Herr Josef Neiderhell, den Stv. Vorsitzenden der Sparkassenstiftung Herrn Alfons Maierthaler und Bürgermeister Herrn Werner Weyerer begrüßen.
Herr Dr. Erichsen ist der Präsident der Bayerischen Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen. Herr Rucker wies in seiner Begrüßung auch darauf hin, dass Herr Dr. Erichsen nicht in seiner Eigenschaft als Präsident auf Hohenaschau weilt, und er somit auch nicht Angst haben müsse, "angebettelt" zu werden. Herr Dr. Erichsen gilt als derjenige, der die kulturhistorische Bedeutung des Laubensaales als erster erkannt hat, und dementsprechend würdigte Hans Rucker auch diese Leistung, da dadurch erst der Grundstein zur Renovierung und zum Erhalt dieses Kulturdenkmals gelegt werden konnte. Nach der erfolgreichen Trockenlegung der Südmauer (finanziert durch den Bund) konnte mit der Restaurierung begonnen werden, deren erste Phase rechtzeitig zur Ausstellung "Adel in Bayern" 2008 beendet wurde. Die zweite Phase begann im September 2009 und wird voraussichtlich September 2010 abgeschlossen sein. Die Finanzierung durch die Sparkassenstiftung, den Bezirk und einen privaten Sponsor ist bis auf einen kleinen Restbetrag gesichert. Insgesamt werden ca. 364.000 € aufgewendet.Herr Weyerer würdigte die Bedeutung des Projektes und dankte noch einmal Herrn Neiderhell, der die Renovierung des Laubensaales zum "Leuchtturmprojekt" des Landkreises ausgerufen hatte und der als Vorsitzender der Sparkassenstiftung die Finanzierung mit vorangetrieben hat.


Im zweiten Teil seines Vortrages, der im Laubensaal "vor Ort" fortgesetzt wurde, interpretierte Herr Dr. Erichsen die einzelnen Darstellungen der Gärten und stellte die Bilder in den zugehörigen zeitlichen und kulturhistorischen Zusammenhang. Hierbei wurde insbesondere herausgearbeitet, dass die Künstler Carnutsch und Eder ihre Darstellung nicht aus eigener Anschauung und Erfahrung heraus gemalt haben, sondern dass sie sich existierender Abbildungen, eines Stichwerks "Giardini di Roma" von Battista Falda, bedient haben. Die Gärten der dargestellten römischen Villen, allesamt damals im Besitz von hohen römischen Adeligen, legen den Schluss nahe, dass Johann Maximilian II. von Preysing, der selbst in Italien studiert hatte, den einen oder anderen der Villenbesitzer gekannt haben müsse. Es finden sich aber auch Zitate in den Malereien, die sich nicht aus dem o.a. Stichwerk ableiten lassen, und vermuten lassen, dass neben Eder und Carnutsch noch weitere Künstler mitgewirkt haben.
Das sehr lebendige und kenntnisreich vorgetragene Referat brachte viel Neues, auch für diejenigen, die sich bereits mit dem Laubensaal und seiner Geschichte auseinander gesetzt haben.
Im Anschluss konnte endlich eine Frage geklärt werden, die sich alle Besucher des Laubensaales schon gestellt haben: Woher kommen die roten Flecken, die im Zuge der Restaurierung zum Vorschein kommen? Herr Lauber, unser Restaurator erklärte, dass dies die Grundierung ist, die nach dem Abtragen lockerer und verwitterter Farbschichten ans Tageslicht kommt, und die nach entsprechender Behandlung wieder als Träger für die rekonstruierte Bemalung dient.
Lesen Sie den Presseberich im OVB vom 30.6.2010 hier